Ausbildung Dressur

[Übung] Steigbügel gleichmäßig „betreten“

Das Gewicht des Fußes im Steigbügel verteilt sich gleichmäßig auf dem Ballen – so vermittelt es die Reitlehre. In der Praxis klagen Reiter häufig unter ungleichmäßiger Belastung des Fußes im Bügel, was zum Beispiel zu erhöhtem Druck an der Innenkante oder Außenkante des Ballens führen kann. Nicht selten geht dies im letzteren Fall sogar mit eingeschlafenen kleinen Zehen einher.

Wir sind über diese Übung im Rahmen eines Centered-Riding-Instructor-Updates bei Lotta Månsson-Söderström gestolpert und haben diese inzwischen so oft genutzt, dass sie doch endlich mal einen Artikel wert ist. :-)

Einseitiger Druck im Steigbügel – mögliche Ursachen

Die Ursachen für ungleichmäßigen Druck im Bügel sind so vielfältig, dass sie hier gar nicht alle zusammengefasst werden können. Sicher muss unterschieden werden, ob es sich um ein temporäres Problem handelt (unsicher sitzender Reiter in den ersten Stunden; Problem tritt nur bei einem bestimmten Pferd oder Sattel auf) oder sich durch das eigene Reiten „durchzieht“, also völlig Pferd-; Sattel-; Einsatzunabhängig (Springen, Dressur, schnelles Galoppieren im Gelände etc.). Ferner können sich Verkrampfungen, muskuläre Verkürzungen oder Haltungsschäden des Reiters natürlich stets bis in das Bein und den Fuß hinein auswirken. Sollte dies der Fall sein oder vermutet werden, ist natürlich stets der Gang zum Arzt oder Physiotherapeuten bzw. Osteopathen die erste Wahl.

Unter anderem lassen sich in der Praxis folgende Phänomene beobachten:

  • Reiter, welche langjährig mühevoll und mit „Muskelkraft“ ihre Zehe „zum Pferdemaul gedreht haben“, belasten häufig die Außenseite des Bügeltritts. Mögliche Ursache: die Bänder auf der Außenseite des Fußgelenkes sind inzwischen stark gedehnt, die inneren verkürzt.
  • Reiter, welche das sinnvolle Maß eines „Knieschlusses“ übertreiben und damit wahlweise „O-beinig“ die Außenkante betreten oder „X-beinig“ die Innenkante belasten.
  • Reiter, welche das Bein unzureichend aus dem Hüftgelenk heraus sinken lassen  und Schwere im Bein fehlt. Der Bügel wird zwangsläufig einseitig oder insgesamt zu wenig belastet.

Übung für gleichmäßige Belastung des Bügels

Du benötigst für diese Übung einen Assistenten und ein Brett, wo Dein Fuß bequem drauf Platz findet (in der Länge und der Breite!). In unserem Beispielbild haben wir bereits auf der Vorder- und Rückseite des Bretts einen Fuß gemalt und noch einmal in vier Bereiche unterteilt. Wenn Du Lust habt, präparier‘ doch auch so ein Brett – die eine Seite mit dem rechten, die andere mit dem linken Fuß. Ist aber kein Muss! Man kann sich das auch alles vorstellen… Lackieren gegen den Stalldreck nicht vergessen :-)

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Der Reiter verlässt nun einen Steigbügel, auf der anderen Seite belässt er den Fuß im Bügel. Der Helfer platziert den Fuß des Reiters auf das Brett und hebt diesen in eine Waagerechte, parallel zum Boden (das Fuß-, Knie- und Hüftgelenk sind dabei leicht gewinkelt). Das Fußgelenk befindet sich unter dem Hüftgelenk!

Übung I – Diagonales Abrollen im Steigbügel

Der Reiter rollte mit entspannten Zehen im Stiefel seine Fußsohle zunächst einige Male von hinten-außen nach vorne-innen im Steigbügel. Wenn er angibt, dass dies gleichmäßig gelingt, der Reiter also das Brett unter seinem Fuß recht gleichmäßig fühlt, wechselt er die Richtung: hinten-innen nach vorne-außen im Bügel, also über die Diagonalen. Je nachdem, wo der gewöhnlich Druck auf dem Ballen verspürt, wird diese Diagonale vermeintlich „leichter“ funktionieren.

Als Nächstes rollt der Reiter den ganzen Fuß ab: Absatz bis zur Zehe und zurück. Dies wiederholt der Reiter ebenfalls einige Male, bis er das Gefühl verspürt, dass der Kontakt zum Brett/Boden gleichmäßig hergestellt werden kann.

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Übung II – Gleichmäßigen Druck im Steigbügel herstellen

Bei dieser Übung wird der Assistent zunächst durch den Reiter navigiert, das Brett so unter seinem Fuß zu führen, dass er GANZ GLEICHMÄSSIG Druck spürt – also auch den den Stellen, welche er sonst wenig bis gar nicht belastet spürt. Der „Assistent“ muss also je nach Ansage des Reiters innen/außen/vorne/hinten leicht heben/senken – und dies so lange, bis der Reiter gleichmäßigen „Bodenkontakt“ spürt. Sollte der Fuß deswegen zeitweilig nicht 100% parallel zum Boden geführt bleiben, ist das in Ordnung! Entscheidend ist das Gefühl des Reiters, absolut gleichmäßigen Kontakt zu spüren.

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Mit diesem Kontakt (Achtung, Assistenten: dieser ist schwer zu erhalten- bitte immer wieder auf Wunsch des Reiters nachbessern-bitte aktiv nachfragen!) , welcher ggf. immer wieder korrigiert werden muss, hebt der Helfer den Fuß so an, dass sich die Gelenke des Reiters gleichmäßig winkeln (also Fuß-, Knie- und Hüftgelenk), beim Senken des Brettes (simulierter „Boden“) öffnen sich die Gelenke wieder. Immer wieder wird der Reiter gefragt (wirklich!) ob der Kontakt noch gleichmäßig ist, auch beim Anwinkeln und Senken.

Für die gesamte Übung ist es wichtig, dass der Reiter nicht „mithilft“ und sein Bein hebt und senkt, sondern sich also komplett vom Helfer bewegen lässt. Macht dies ruhig wenigstens 2 Minuten pro Fuß, besser länger. Am Ende tauscht der Assistent das Brett gegen seine Hand (unter dem Ballen platzieren) und platziert den Fuß des Reiters am Ballen/“Balancepunkt“ im Steigbügel. Der Reiter soll zuerst im Stand die Lage des Fußes im Bügel nachempfinden, später im Schritt und im (Leicht)Traben. Häufig unterstützt diese Übung beim gleichmäßigen Belasten des Steigbügels – vielleicht auch bei Dir?

Lass doch mal einen Kommentar mit Deinen Erfahrungen da! Viel Spaß!

Bilder: J. Wallendorf

 

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