Ponys Wanderreiten

Wanderritt Tag 1: Nie wieder ohne eigenes Fahrgestell

Der Aufbruch zum Wanderritt

Kurzzeitig überlegten wir, den Wanderritt doch besser am Hof beginnen zu lassen – leider war die erste Station dann ca. 50 km zu weit. Nun – der Reihe nach. Wie Mittwochabend festgestellt (Panino war soeben klatschnass, aber guter Dinge anreist), tat die Bremse unseres geschätzten Anhangs an einem Rad ihren Dienst überengagiert – sie bremste nicht nur, sondern blockierte – bis hin zur heißen Radkappe. Da wir weder Spiegeleier am Pferdeanhänger braten noch unsere Huftiere aufladen wollten, gab es eine Nachtschicht. Einen KFZ-Meister finden, der das Ding noch auf die Schnelle repariert? Keine Chance, nicht mal um 21 Uhr „informell“ auf dem Dorf. Explosionsartige Prepaid-Kosten bei den Nichtflatlern unter uns: wo soll man auf die Schnelle noch einen Hänger herzaubern…? Ein freundlicher Helfer aus Schildow zeigte sich spendabel, Abfahrt geplant am Donnerstag um 8:30 Uhr (in Abhängigkeit der Bergsteigebereitschaft unserer Pferde auf die Rampe, die in diesem Falle den Wanderritt bedeutete).

– Übernachtung –
(Wenig Schlaf für die Menschen. Unruhe bei den Pferden, welche zwangsgetrennt durch Litze die erste ernstere Bekanntschaft vor der Reise machen sollten).

Es ward Donnerstag – doch kein Licht… am Hänger. Wer zum Teufel hatte schon einmal mit einem GEKÜRZTEN Elektrokabel zu tun, was folglich nicht bis zum Wagen reichte? Suche nach einer Verlängerung (sowas soll es geben…). Alternativ eine Lichtleiste… Keine Chance. Fahrt nach Prenzlauer Berg zurück („Wir haben so ein Ding im Keller“ „… „Aäh. Doch nicht.“). Nächster Halt: Baumarkt. Erstanden wurde eine Lichtleiste, welche im Gegensatz zur Christbaumbeleuchtung zum Fest Ihren Dienst tatsächlich antrat und unseren Leihhänger zierte. Ja, wirklich (die Nerven waren zu diesem Zeitpunkt schon allerortens nicht mehr die allerdicksten). Zur Versöhnung mal Verladen ohne Probleme, dank Donna und Panino. Diese Superponys, die! Bilder von der Beleuchtung haben wir vor Wut gelöscht. :-)

 

 Auf „Los“ geht’s los.

So langsam wurde die Zeit knapp. Schon 14:30 Uhr durch und wir wollte ursprünglich am Abend vor Ort sein… Die Alternative hieß nun: Abladen an einem anderen Ort, um die Strecke insgesamt zu verkürzen und NICHT im Wald zu Campieren (ohne Zelt, Hut und Hafereimer). Dies wurde der Campingplatz in Netzow, noch schwach besiedelt um diese Jahreszeit. Unsere wackeren Schimmel stiegen trocken und wohlgemut aus dem Hänger, bewacht wie immer vom katalanischen Hirtenhundfreund Jafar (er wird hier noch öfter auftauchen). Aufregend, das! Zum ersten Mal Gepäck für den Ernstfall verschnallen… doch noch Gegenstände aus den Taschen ins Auto werfen („brauche ich eh nich, … wollte ich denn damit…“), Umpacken („also, eigentlich muss das in Griffweite…). Kurze Debatten der Ponys („Ja, Fliegenlotion MUSS sein!“). Und: Los! Letztes Bild – dann Abritt! Danke an die netten Campingplatzbewohner für den Wach- und Schließdienst!

 

Nun wurde es Ernst: erst Orientierung via Garmin („Wo sind wir, wo müssen wir hin?“). Erster Schreck: der Ritt über eine Motocross-Strecke, welche bereits beim Blick auf die Sicherheitsmaßnahmen (siehe Slider…) Lust auf mehr machte („Da is‘ grad niemand, die sind alle berufstätig.“). Und nun: erst einmal Verschnaufen und Uckermark gucken.

Alle Erwartungen haben sich bestätigt: Wälder, Alleen, Felder, Wiesen im Wechsel. Gegend und wenig Zivilisation. Genau was wir wollten! Aufgedrehte Islandponys am Wegesrand auf der Koppel, welche ein Stück begleiten; die erste Sackgasse („Mist, Stacheldraht. Ich drehe hier nich‘ um. Wir gehen klettern.“). Ist schon irgendwie warm gewesen an diesem Tag (misstrauischer Blick auf den Dresscode). Eine große Wiese machte uns das Leben schwer – eigentlich MUSSTEN wir dort weiter. Aber: zur einen Seite Draht, zur anderen weiße (!) Rinder (nein, wir waren nüchtern). Und nochmal den Ausweg gesucht. Resultat: zur Strafe auf der Landstraße Schritt führen. Aber wir wurden kurz vorher durch einen Wahnsinnsgalopp auf Superboden entschädigt, wo wir sogar am Abzweig vorbeiritten („Mist, wir müssen zurück.“). Das war es allemal wert! Und es war DAS ultimative Stück Wiese, was Susanne bereits auf GoogleMaps angehimmelt hatte!  Aber langsam: zur Himmelspforte wollten wir erst morgen reiten.

Ein Dorf vor Ankunft gab es lecker Wasser für das Getier – Dank an die nette Familie aus Alt Placht mit der Landgraf-Tochter (?)! Die letzten Meter vor Annenwalde der Wahnsinn: Kornfelder und Hügel, soweit das Auge reicht – man dachte, man sei im Reiseführer. „Sag doch auch mal was!“ „Ich kann nicht, das is‘ so toll!“ Im Zottelschritt führten wir dann die Pferde in das Dorf Annenwalde hinein & checkten ein.

 

Annenwalde: der Ort

Annenwalde ist ein Gemeindeteil von Densow, einem Ortsteil der amtsfreien Stadt Templin. In Annenwalde finden sich eine Glashütte (welche wir natürlich nicht schafften zu besichtigen :-) ), die Schinkelkirche (zumindest von außen gesehen) sowie mehrere Künstler. Den Namen erhielt der Ort Annenwalde von der Frau des Gründers Johann Friedrich Zimmermann, „Anna-Margarete“, also „der Anna im Walde“. Auf Zimmermann seinerseits geht die Glashütte zurück – gegründet bereits 1754 und heute wieder mit Hilfe des Landes Brandenburg und der EU in Betrieb.

Die Unterkunft – das Trabergestüt

Das Trabergestüt Annenwalde hat eine sehr lange Geschichte. Mit einer zwischenzeitlichen Episode der Schweinezucht zu DDR-Zeiten bestand es immer als Trabergestüt und befindet sich in Familienbesitz, heute betrieben durch Kitty Weitkamp. Heute steht nicht mehr der Rennbetrieb im Vordergrund, sondern das Reiten für Kinder und Erwachsene. Das Areal ist tatsächlich riesig- man bekommt eine ungefähre Idee, wie es ausgesehen haben muss, als hier noch über hundert Traber lebten und trainierten!

Donna und Panino übernachteten beu Heu und Müsli auf einem riesigen Reitplatz, welcher als Paddock umfunktioniert wurde. Normalerweise würden sie aus dem Wälzen nicht mehr herauskommen – aber nicht nach DIESEM Tag. Denen hat es vielleicht geschmeckt!

Wir bezogen ein Zimmer mit Blümchenbettwäsche und Himmelbett – ein richtiger Pferdemädchenurlaub… Da es inzwischen knapp 21 Uhr war mussten wir leider feststellen, dass die Dorfschenke nicht nur bereits den Koch in den Feierabend entsendet, sondern bereits komplett geschlossen hatte. Nichts mit Pils zum Ausgleich für fehlende Nahrung… Die Rettung waren die Hofbewohner: Hofladenbetreiber Hermann Homburg verkaufte uns Saft, Limonade und Apfelbier & die Hofbesitzerin Kitty Weitkamp versorgte uns doch tatsächlich mit Pizza – unsere Rettung, erst Recht, dass wir auch Frühstück bekommen sollten (nichts mit Dorfbäcker, naive Städteridee, *hüstl*). Tausend Dank für die nette Bewirtung!

Gegen null Uhr plumsten wir dann – nach erneutem Pferdecheck – ins Himmelbett. Morgen soll es nach Lychen gehen – auf die Muli-Rensch.

Schäden des Tages:

* aufgescheuerter Rücken (man könnte die Bauchtasche ja auch mal fester ziehen)
* herausoperierte Kontaktlinsen und Wechsel auf Brille
* verlorene Sonnenbrille (wenn Musauge – dann richtig; keine halben Sachen)
* hüpfende Bananenpacktasche (nicht erwartungskonforme Zurrgurte)
* kein Handynetz seit 15:30 Uhr (soll noch bis 15 Uhr des Folgetages anhalten)

Erkenntnisse des Tages

* Nutze Tageslinsen auf Wanderritten!
* Trage ein Band an der Sonnenbrille!
* Kauf‘ die GUTEN Ortlieb-Packtaschen!
* Besorge Zurrgurte, welche sich mit einer Hand befestigen lassen!
* Nutze KEIN BASE/E-Plus in der Uckermark, sondern Vodafone (sagen die Einheimischen)!
* Führe Wundsalbe bei (man weiß nie, wofür).
* Schaff endlich einen eigenen Pferdeanhänger an…

Und im Übrigen hat man auf Wanderritten irgendwie den ganzen Tag Hunger…

Hier geht’s zum Tag 2 des Wanderritts!

Hier geht’s zum Tag 3 des Wanderritts!

Hier geht’s zum Tag 4 des Wanderritts!

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